Der Streckenverlauf am 1910 eröffneten Bad mit Häuschen für Männer (links) und Frauen (rechts), blicksicher voneinander ab­ge­trennt.

Streckenband Linie Mügeln – Nerchau-Trebsen. Blatt 13.
Unter Zugrundelegung der vom Königl. Zentralbureau für Steuervermessung aufgenommenen Berainungsgrundrisse vervollständigt im Jahre 1910. (Nachbearbeiteter Ausschnitt.)

Fischteich - Bad - Ausflugsziel

Genau am Mittel­punkt der Strecke Mügeln – Neichen pas­sierte die Bahn den Horst­see. Er liegt auf der Was­ser­scheide zwi­schen Elbe und Mulde, die Bahn­linie war hier also buch­stäblich "am Höhe­punkt" an­ge­langt und wech­sel­te vom Döll­nitz­tal ins Tal des Mutz­schener Wassers. Auch den Bahn­rei­senden bot er den Höhe­punkt des Ausschau­erlebnis­ses.

Und so präsentierte sich der Verlauf der Bahnlinie am Horstsee auf Landkarten.

Umgebung von Bhf Dornreichenbach - Wermsdorf - Mutzschen.
Lissels Spezial-Wanderkarten; nach 1920; Ausschnitt.

Der Horstsee ist genau ge­nom­men kein See sondern ein Fisch­teich. Er wurde ver­mut­lich am Anfang des 16. Jahr­hun­derts durch die Herren von Star­schedel zu Mutz­schen künst­lich an­ge­legt. Seinen Na­men hat er von der Insel, die in alten Ur­kunden als "die Horst" be­zeich­net wurde. Auch sie ent­stand einst künst­lich, hier hatte man das Boden­material auf­ge­schüt­tet, das beim Aus­heben der Fisch­rinne am See­boden anfiel.

Der Hauptdamm des Horst­sees (auf Werms­dorfer Seite) trägt seit jeher die Staats­straße in Rich­tung Mutz­schen - Grimma, und für unsere Schmal­spur­bahn war er von 1888 bis 1969 Bahn­damm durch den Talgrund.

Im Jahre 1910 wurde an der Süd­west­seite des Sees im Gleis­bogen unse­rer Bahn durch den Heimat- und Ver­schöne­rungs­verein Werms­dorf ein Bad angelegt. Dieses Bad wurde in den 1920er und nach dem Kriege in den 1950er Jahren großzügig aus­ge­baut. Es war jahr­zehnte­lang eines der schönsten Frei­bäder Sachsens. Wegen der immer schlech­ter wer­den­den Wasser­qualität musste der Bade­betrieb aber kurz nach unserer Schmal­spur­bahn ein­ge­stellt werden. Heute fin­det man am Stand­ort des alten Bades das Hotel See­gast­hof Horst­see mit See­ter­rasse und "haus­eigener Tret- und Ruder­boot-Flotte".

Der Horstsee im Modell

Ein Bahnhof Wermsdorf ohne Horstsee? Das wäre einfach unvollständig. Und weil die mittlere und ältere Generation mit dem Horstseebad lebhafte Erinnerungen verbindet, haben wir uns entschlossen, den Horstsee mit Bad auch auf unserer Anlage nachzugestalten. Damit sollte dem einstigen Horstseebad ein kleines Denkmal gesetzt werden, und vor allem war es mal eine besondere gestalterische Herausforderung!

Fotogalerie Vorbild - Modell

Bilder vom Horstseebad gibt es unzählige. Dennoch fiel es hier besonders schwer, passende Vorbildfotos zu finden, denn für die meisten Fotografen passte die "stinkende und qualmende" Schmalspurbahn nicht zum perfekten Bild eines Erholungsidylls. Jeder Hinweis auf die Bahn wurde dezent aus dem Motiv verbannt.

Deshalb zeigen wir im Vorbildteil auch keine Bilder aus der Rubrik "Mein schönstes Urlaubsfoto", sondern Aufnahmen, die einen gewissen Bezug zu unserer Bahn haben.

Das Horstseebad mit Gaststätte - neben der Hubertusburg Wermsdorfs beliebtestes An­sichts­karten­motiv!

Kein Profifoto aber selten: Ein Gmp fährt über den Horst­see­damm und biegt gerade am Bahn­übergang in die "Host­see­bad­kurve" ein. (Aufnahme um 1955.)

Auch das Modell-Fotomännchen hatte offen­bar Probleme mit der Tiefen­schärfe seines Kunstwerks. Aber der in jeder Hinsicht gemischte Zug war herrlich fotogen!

Der Eingang zum Horstseebad, geschmückt für das 2. Presse­fest der Dorf­zeitung des MTS-Bereiches Wiede­roda "Der Weg­wei­ser" (28. Juni 1959). Links das Gleis der Schmal­spur­bahn.

Auch das Modell-Bad wirbt mit seiner "HO-Bewirtschaftung". Das war durchaus als Qualitätssiegel zu verstehen, die staatliche Handelsorganisation (HO) wurde damals be­vor­zugt beliefert.

In der Winterpause 1957/58 wurde der Park­platz am Bad mit acht Wag­gons IVK-Loko­motiv-Schlacke aus dem Bw Mügeln be­festigt. (Im Hintergrund unscharf Bahn­über­gang und EG Werms­dorf.)

Unweit des Parkplatzes, im Waldstück neben dem Bad, fanden Ferienlager statt. Den Pio­nier­gruß "Im­mer bereit!" beherr­schen sie schon, nur Zelt­bau müssen die Jungs und Mädels noch üben.

Der Bahnübergang an der "Host­see­bad­kurve" in Blick­richtung Mutzschen im Mai 1970. Die Schienen sind verrostet, denn seit 1. Januar ruht auch der Güterverkehr nach Mutzschen.