Das Baujahr 1887

Paul Pressler, Bau-Oberingenieur unserer Strecke, war auch Mit-Entwickler einer Vor­richtung zum Biegen von Eisenbahnschienen.

Köpcke, Claus; Pressler, Paul:
Die neuesten Schmalspurbahnen in Sachsen.
In: Der Civilingenieur. Heft 3/1886; Tafel XIII.

Die Bauarbeiten be­gan­nen im No­vem­ber 1887. Über diese wur­de fol­gen­des be­rich­tet:


Unterbau.
Bis Ende des Bau­jahres sind 17 771 cbm Bo­den­mas­se ge­won­nen und be­wegt sowie 3 267 m Pla­nie her­ge­stellt wor­den.

An Kunstbauten
wurden vollendet: 4 Deck- und 4 Rohr­schleussen sowie ein offener Durch­lass. Im Bau be­fin­det sich eine Wölb-, eine Deck- und eine Doppel­deck­schleusse.

Oberbau und Hochbauten
sind noch nicht in Angriff genommen.

Während des Baujahres wurden durchschnittlich in einem Monat 319 Arbeiter, darunter 33 Maurer und 3 Zimmerer beschäftigt. Der höchste Arbeiterstand fiel in den Monat Dezember mit 357 Mann, unter welchen sich 40 Maurer und 3 Zimmerer befanden.

Der tägliche Arbeitsverdienst betrug:

im Accord im Tagelohn
bei einem Maurer 2,30 Mark. 1,86 bis 2,25 Mark.
" " Zimmerer 2,30 " 1,62 " 2,25 "
" " Handarbeiter 1,98 bis 3,48 Mark. 1,36 " 2,20 "
" " Erdarbeiter 1,98 " 3,48 " 1,40 " 2,03 "

Das Personal für die technische Leitung, Beaufsichtigung und Bewachung des Baues besteht aus 1 Oberingenieur (zugleich für den Bau der unter a, e und g genannten Linien), 2 Sectionsingenieuren, 4 Ingenieurassistenten, 2 Hilfsingenieuren und 25 Mann Expeditions-, Aufsichts- und Bewachungs­personal.

Statistischer Bericht über den Betrieb der unter Königlich Säch­sischer Staats­verwaltung stehenden Staats- und Privat-Eisenbahnen mit Nachrichten über Eisenbahn-Neubau im Jahre 1887.
Herausgegeben vom Königlich Sächsischen Finanz-Ministerium. Dresden, 1888; S. 55f.


Anmerkung: Die Linien, deren Bau Oberingenieur Pressler zur gleichen Zeit leitete, waren a) die Normalspur-Strecke Geithain – Leipzig, e) die Normalspur-Strecke Stollberg – Zwönitz und g) die Schmalspurbahn Schönfeld – Geyer.

Das Baujahr 1888

Die übliche Ausstattung der kleinen Bahnstationen: Kleine offene Wartehalle mit Pultdach und Güter­aufbe­wahrungs­raum. Für letzteren wurden die alten gedeckten Regelspur-Güter­wagen mit Hartholz­rahmen weiter­ver­wendet, die zur Aus­musterung anstanden. Sie wurden aber auch auf größeren Stationen zur Lagerung von Betriebs­stoffen o.Ä. auf­gestellt, so z.B. in Wermsdorf.

Köpcke, Claus; Pressler, Paul:
Die neuesten Schmalspurbahnen in Sachsen.
In: Der Civilingenieur. Heft 1/1886; Tafel IV.

Über das zweite Bau­jahr wurde folgen­der Bericht veröffentlicht:


Sämmtliche Arbeiten wur­den voll­endet und der Betrieb am 1. No­vem­ber 1888 eröffnet.

Unterbau.
Im Ganzen wurden 108 549 cbm Boden­mas­se ge­won­nen und be­wegt sowie 24 078 m Planie her­ge­stellt.

Sämmtliche Kunstbau­ten
wurden im Jahre 1888 voll­endet.

An Oberbau
wurden 28 252 m Gleis und 50 Weichen verlegt.

Hochbauten
wurden fertiggestellt: je 1 Warte­halle und 1 Frei­ab­tritt in Nebitzschen, Mahlis, Böhlitz-Roda, Cannewitz und Denkwitz, 1 Wartehalle in Gröppendorf, 1 Güter­aufbe­wah­rungs­raum in Glossen, 1 Sta­tions­gebäude mit Güter­schuppen, 1 Ma­schi­nen­haus mit Wasser­station 1 Wirth­schafts­gebäude, 1 Ent­wäs­serungs­anlage, 1 Lang­holz­lade­rampe, 1 Reini­gungs­grube, 1 Gleis­brücken­waage und 1 Wirth­schafts­brunnen in Wermsdorf, 1 Halte­stellen­gebäude mit Güter­schuppen, 1 Wirth­schafts­gebäude und 1 Wirth­schafts­brunnen in Mutzschen, 1 Frei­ab­tritt in Wagelwitz sowie 1 Wartehalle, 1 Freiabtritt und 1 Viehladerampe in Nerchau-Gornewitz Ausserdem wurde in Wagelwitz und in Nerchau-Gornewitz je 1 Güterwagenkasten zur Bergung der Güter aufgestellt.

Während des Baujahres wurden durchschnittlich in einem Monat 421 Arbeiter beschäftigt, darunter 43 Maurer und 11 Zimmerer. Der höchste Arbeiterstand fiel in den Monat Juni mit 604 Mann, unter welchen sich 85 Maurer und 17 Zimmerer befanden.

Der tägliche Arbeitsverdienst betrug:

im Accord im Tagelohn
bei einem Maurer 3,30 bis 3,75 Mark. 1,87 bis 3,86 Mark.
" " Zimmerer 1,87 " 3,07 "
" " Handarbeiter 1,50 " 2,63 "
" " Erdarbeiter 1,68 bis 3,85 Mark. 1,44 " 3,33 "
" " Steinmetzen 4,40 Mark. 3,50 " 4,50 "

Das Personal für die technische Leitung, Beaufsichtigung und Bewachung des Baues besteht aus 1 Oberingenieur (zugleich für den Bau der unter c, d, e und f genannten Linien), 2 Sectionsingenieuren, 2 Ingenieurassistenten, 2 Hilfsingenieuren und 26 Mann Expeditions-, Aufsichts- und Bewachungs­personal.

Statistischer Bericht über den Betrieb der unter Königlich Säch­sischer Staats­verwaltung stehenden Staats- und Privat-Eisenbahnen mit Nachrichten über Eisenbahn-Neubau im Jahre 1888.
Herausgegeben vom Königlich Sächsischen Finanz-Ministerium. Dresden, 1889; S. 48f.


Anmerkung: Die Linien, deren Bau der Oberingenieur im gleichen Jahr noch leitete, waren diesmal c) die Schmalspurbahn Schönfeld – Geyer (im Jahre 1888 ebenfalls vollendet), d) die Normalspur-Strecke Stollberg – Zwönitz und neu begonnen wurden e) die Normalspur-Strecke Annaberg – Schwarzenberg sowie f) die Schmalspurbahn Grünstädtel – Rittersgrün.

Erweiterung der beiden Anschlussbahnhöfe

Skizzen zu den beschriebenen Anlagen in Nerchau-Trebsen.

Ledig, Gustav Walther; Ulbricht, Johann Ferdinand:
Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreiche Sachsen.
Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1895; Tafeln zu S. 73 ff.

Im Zusammenhang mit dem Bau unserer Strecke standen Arbei­ten in den beiden End­bahn­höfen. Da diese bereits in Betrieb wa­ren, wurden sie in der Rubrik "Bau­arbei­ten auf den im Be­trie­be befind­lichen Staats­eisen­bahnen" auf­ge­führt:


m) Linie Glauchau – Wurzen.

Bahnhof Nerchau-Trebsen: In Folge Ein­mün­dung der schmal­spurigen Secundär­bahn Mügeln – Nerchau-Trebsen: Ver­grösse­rung des Stations­ge­bäudes, Her­stel­lung eines Güter­schup­pens, eines Kohle­schup­pens, einer Um­lade­halle, eines Loko­motiv­schup­pens, eines Ge­räthe­schup­pens, zweier Güter­lade­rampen, einer Rampe zum Auf- und Abladen schmal­spuriger Trans­port­mittel, einer Vieh­lade­rampe, einer Loko­motiv­dreh­scheibe, einer Gleis­brücken­waage und einer Feuer­grube sowie Ein­legung von 316 m Normal­spur­gleis mit 2 Weichen und 1 401 m Schmal­spur­gleis mit 14 Weichen.

hh) Linie Oschatz – Döbeln.

Bahnhof Mügeln: Einlegung von 259 m Nebengleis mit 4 Weichen.

Statistischer Bericht über den Betrieb der unter Königlich Säch­sischer Staats­verwaltung stehenden Staats- und Privat-Eisen­bahnen mit Nach­richten über Eisenbahn-Neubau im Jahre 1888.
Herausgegeben vom Königlich Sächsischen Finanz-Ministerium. Dresden, 1889; S. 43f. und 47.


Gleisplanskizze des Bahnhofs Mügeln nach Einbindung der Strecke nach Nerchau-Trebsen im Jahre 1888.

Ledig, Gustav Walther; Ulbricht, Johann Ferdinand:
Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreiche Sachsen.
Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1895; Tafeln zu S. 73 ff.

Anmerkung: Bei den Bauarbeiten in Mügeln ist der Begriff "Neben­gleis" etwas ver­wir­rend. Wahr­scheinlich sind die beim Bau des Bahnhofs vor­ge­sehe­nen, aber noch nicht realisierten Gleise 2 und 5 gemeint. Diese waren beidseits ange­bun­den, daher waren 4 Weichen notwendig, was die Vermutung erhärtet, dass sie 1888 angelegt wurden. Gleis 2 war sicher Bahn­steig­gleis für Züge in Richtung Nerchau-Treb­sen. Ob nun Gleis 5 als Nebengleis diente oder nicht, bleibt auch offen. In der Bahnhofsskizze bei Ledig / Ulbricht ist auch an diesem Gleis ein Bahnsteig eingezeichnet - es könnte den Zügen in Richtung Döbeln gedient haben. Einige Fahrpläne weisen jedenfalls Abfahrten aus Mügeln in alle drei Richtungen innerhalb weniger Minuten aus.